Wieso kann Achtsamkeit helfen Stress im Job zu begegnen? Was können Unternehmen in diesem Bereich leisten und letztlich jeder und jede Einzelne für sich in diesem Bereich tun?
Achtsamkeit im Berufsalltag – d.h. sich auch Zeit zu nehmen innezuhalten und sich vom permanenten Druck bewerten und entscheiden zu müssen zu distanzieren. Das klingt wie zwei Welten, die nicht zusammengehören und so gar nicht nach den Anforderungen, die die Arbeitswelt stellt, oder?
Zu dieser vermeintlichen Diskrepanz passt gut die Bezeichnung Work-Life-Balance. Denn sie suggeriert zum einen letztlich nichts anderes, als dass wir Zeit brauchen, um uns von den Strapazen der Arbeit zu erholen. Zum anderen, dass wir Zeit zum „leben“ außerhalb der Arbeitszeit finden (müssen).
Aber ist es (noch) angemessen den Berufsalltag und damit ein Großteil unserer Lebenszeit als etwas ausschließlich oder überwiegend belastendes, anstrengendes oder herausforderndes zu erleben? Oder sollten wir auch diesen Teil unseres Lebens durch eine Qualität unterstützen, die uns stärkt, anstatt uns auszubrennen? Ich denke schon. Und an dieser Stelle kommt Achtsamkeit ins Spiel.
Was bedeutet Achtsamkeit?
Achtsam zu sein bedeutet im Moment wahrzunehmen, was ist. Ohne es gleich verändern zu müssen oder zu wollen. Letztlich geht es um eine Beobachtung der gegenwärtigen Situation. Frei von Gedanken, die an vergangenem hängen oder bereits zukünftiges im Blick haben. Zu beobachten: Was kann ich sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen?
Dieses aktive und bewusste Wahrnehmen hilft Distanz zu den eigenen Gedanken und Gefühlen zu schaffen und Bedürfnisse viel besser zu erkennen. Diese Form der fokussierten Beobachtung unterstützt zu entschleunigen und somit das Nervensystem zu beruhigen.
Achtsamkeit bedeutet also auch eine Bewusstheit für sich selbst zu entwicklen. Über das, was jetzt gerade ist, das persönliche Erleben und die eigenen Bedürfnisse. Damit ist Achtsamkeit ist auch Psychohygiene und unterstützt effektiv dabei, gegenüber dem eigenen Körper (physisch und psychisch) aber ebenso gegenüber der Umwelt sensibler zu werden.
Zeit für mehr Achtsamkeit im Job
Achtsamkeit im Job, wieso denn jetzt auch noch das?!
Studien belegen, dass 80 % der Arbeitnehmer*innen in Deutschland unter Stress am Arbeitsplatz leiden. Ausgelöst durch Zeitdruck, zu hohe Arbeitsbelastung und schlechte Arbeitsatmosphäre. Laut einer Studie der pronova BKK steht sogar jeder zweite Berufstätige unter dem Risiko eines Burnouts.
Achtsamkeitsübungen können helfen, solche Stressfaktoren zu kompensieren.
Achtsamkeit kann dabei unterstützen, die Arbeitszusammenhänge aktiver wahrzunehmen und so den Raum für Reflexion und schließlich auch Veränderung und Anpassung zu öffnen. Sei es über das Arbeitspensum, Arbeitszeiten, den Umgang im Team oder den Umgang mit den eigenen Gefühlen und Erlebniswelten im Arbeitskontext.
Damit profitieren von Achtsamkeit im Arbeitsalltag nicht nur die einzelnen Arbeitnehmer*innen, sondern auch die Unternehmen. Eigentlich paradox, dass Achtsamkeit im Unternehmenskontext nicht schon längst eine selbstverständliche Maßnahme im Bereich des Gesundheitsmanagements gilt.
Achtsamkeit im Job hat zwei Seiten
Achtsamkeit in der Arbeitswelt kann von zwei Seiten betrachtet werden. Auf der einen Seite steht die Etablierung einer achtsamen Unternehmenskultur und damit die Implementierung von Maßnehmen und Strukturen, die optimale Ausgangsvoraussetzungen für einen achtsamen Berufsalltag schaffen. Auf der anderen Seite steht die Verantwortung jeder Arbeitnehmerin und jedes Arbeitnehmers für sich selbst einen guten und bedürfnisorientierten Umgang mit sich, im Verhältnis zu seinem Job zu finden.
Zwei Seiten von Verantwortung, die weder die eine noch die andere Seite abwälzen sollte.
Achtsamkeit in Unternehmen und Organisationen
Achtsamkeit im Job liegt nicht allein in der Hand von jedem oder jeder Einzelnen. Vielmehr sollte sie Teil von Unternehmenskultur werden, um Nachhaltigkeit nicht nur in Bezug auf Produkte zu verfolgen, sondern ebenfalls in Bezug auf die Mitarbeiter*innen. Was wir brauchen, ist Achtsamkeit gegenüber der Ressource Mensch. Unternehmen und Organisationen, die ihre Mitarbeiter*innen nicht allein auf ihre „Nützlichkeit“ reduzieren, sondern als das sehen, was sie sind, wertvolle Individuen, denen mit einer wertschätzenden Haltung begegnet werden sollte.
Statt zuzusehen, wie einzelne Mitarbeiter*innen kontinuierlich in der Überlastungsfalle hängen und früher oder später der schleichenden Überforderung zum Opfer fallen, sollte Potenzial orientiertes Arbeiten gefördert werden. Hierzu lohnt es sich, Energiebilanzen von Teams in den Blick zu nehmen und entsprechend zu würdigen. Kompetenzbasiertes Arbeiten, das danach schaut, wem was Freude macht und Stärken entsprechend einsetzt und fördert statt in starren Mustern zu denken, fördert die Energie der einzelnen Teammitglieder und kehrt als unausweichliche Erfolgssteigerung in die Unternehmen zurück.
Personalentwicklung und auch Unternehmensentwicklung
Dort, wo Menschen sich entfalten dürfen und in ihrer Persönlichkeit, ihren Taten, Fähigkeiten und Kompetenzen gefördert werden, wird Personalentwicklung auch zur Unternehmensentwicklung. Der Weg dorthin für neben einer achtsamen Unternehmenskultur auch über eine achtsame Führungskultur. (Stichwort: Mindful Leadership).
Nicht zuletzt dürfen Unternehmen und Organisationen lernen, dass ihre Mitarbeiter*innen Menschen sind, die ihre Probleme und Herausforderungen haben, die morgens nicht beim Eintritt ins Büro an der Tür abgegeben werden. Auch hier können verantwortungsbewusste Unternehmen und Organisationen agieren und Mitarbeiter*innen z.B. Coaching-Prozesse finanzieren und sie so unterstützen, anstatt sie mit sich allein zu lassen.
Achtsamkeit fürs Büro – so geht’s
Den übergeordneten Raum für Achtsamkeit zu öffnen, zu fördern und zu leben liegt in der Hand der Unternehmen und Organisationen. Die Verantwortung aber allein hier zu verorten, wäre falsch. Im Zweifelsfall kann jeder arbeitende Mensch Achtsamkeit in seinen oder ihren Joballtag implementieren, unabhängig davon, was der Rest der Kolleg*innen tut. Niemand muss sich von zweifelnden Chefinnen und Chefs in diesem Punkt aufhalten lassen.
Auch in einem stressigen Arbeitsalltag ist Achtsamkeit möglich. Achtsamkeit braucht keine aufwendigen Methoden oder eine umfangreiche vorgelagerte Lernphase. Jede kann beginnen, und zwar sofort.
Natürlich hilft es eine Einführung in das Thema zu bekommen. Vielleicht mit dem gesamten Team einen Workshop zu buchen und sich so noch intensiver mit der Materie zu beschäftigen. Aber wenn das nicht stattfindet, muss sich niemand davon aufhalten lassen.
Wichtig: Achtsamkeit sollte niemals dazu dienen, Menschen zu optimieren und schlechte Rahmenbedingungen zu kompensieren. Zu wenig Personal oder zu hohe Arbeitsbelastung sind Baustellen, die von Arbeitgeber*innen Seite in Angriff genommen werden müssen. Achtsamkeit kann vielmehr Mitarbeiter*innen unterstützen in einem stressigen (Berufs-)Alltag einen besseren Umgang mit den Herausforderungen zu finden, ohne den Anspruch zu haben „besser werden“ zu müssen.
3 Tipps für mehr Achtsamkeit im Büro
Tipp 1: Kultiviere Singeltasking statt Multitasking
Stress bei der Arbeit entsteht häufig in Situationen, in den wir versuchen zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten. Dabei ist es doch längst überfällig, mit dem 8-armigen Superwoman- oder Superman-Mythos aufzuhören. Multitasking Fähigkeit mag von dem ein oder anderen vielleicht nach wie vor als Kompetenz angesehen werden, aber gesund ist sie sicher nicht.
Studien belegen, dass weder Frauen noch Männer wirklich multitaskingfähig sind. Im Gegenteil, das Gehirn ist schlicht nicht darauf ausgelegt, viele verschiedene Arbeitsvorgänge gleichzeitig zu verarbeiten. Das ewige hin und her ist zwar möglich, kostet aber sehr viel Energie.
Stress entsteht. Zum einen, weil wir überfordert sind, zum anderen aber auch, weil wir durch Multitasking entstandene Fehler wieder korrigieren müssen.
Deshalb kann es dich unterstützen, Singeltasking im Büro zu kultivieren. Natürlich geht das nicht immer. Das Telefon klingelt, wann es will, E-Mails ploppen auf, Kolleg*innen rufen ungefragt quer durch das Büro und erwarten eine Antwort.
Aber Abhilfe ist möglich. Man kann sich z.B. einmal in der Stunde eine feste E-Mail-Zeit setzen und schauen, was Neues aufgelaufen ist. Man kann Kolleg*innen bitten ihre Fragen zu sammeln und ein Zeitfenster zur Besprechung anbieten und man darf auch mal das Telefon auf den AB umleiten, wenn man z.B. gerade an einer Aufgabe sitzt, die viel Konzentration erfordert.
Die wenigstens Dinge sind so wichtig, dass sie sofort erledigt werden müssen, auch wenn wir häufig das Gefühl haben, dass es anders sei. Achtsamkeit hilft dir, aus diesem Gefühl und diesen Gedanken auszusteigen.
Tipp 2: Übe einen achtsamen Umgang mit dir selbst
Du arbeitest 8 Stunden am Tag? Dann halte während dieser mind. 3x Inne. Lass deine Arbeit einen Moment ruhen. Wenn du magst und es möglich ist, schließe die Augen und konzentriere dich kurz auf deinen Atmen. Atme 3x tief ein und aus. Und dann spüre: Wie fühle ich mich? Versuche 2-3 Minuten in Stille zu sitzen und der Beobachtung Raum zu geben. Danach kehre zu deiner Arbeit zurück.
Wenn du jetzt noch etwas verändern möchtest, bevor du zu deiner Arbeit zurückkehrst, dann tue es. Hast du vielleicht Durst? Möchtest du etwas essen? Musst du vielleicht auf die Toilette? _ Ja, ich hatte mal eine Kollegin, die regelmäßig den Toilettengang rausgezögert hat. So lange, bis sie es kaum noch ausgehalten hat und in der Regel aufs Klo rannte. Das ist doch verrückt, oder?
TIPP 3: Achtsamer Umgang mit deinen Mitmenschen
Achtsamkeit kann dich dabei unterstützen, nicht nur dir selbst, sondern auch deinen Mitmenschen wohlwollender zu begegnen.
Eine achtsame Haltung, ist eine Haltung, die durch Freundlichkeit, Offenheit und Akzeptanz geprägt ist. In einer entsprechenden Haltung deinen Mitmenschen und d.h. im Büro deinen Kolleg*innen, Chef*innen, Kund*innen zu begegnen, fördert den achtsamen Umgang mit deinen Mitmenschen.
Achtsamkeit bedeutet dabei nicht alles hinzunehmen, was andere Menschen tun, deine Meinung nicht zu sagen oder die Bedürfnisse der anderen vor deinen eigenen zu stellen.
Achtsamkeit bedeutet vielmehr, deinem Gegenüber aufmerksam zu begegnen und die Kommunikation mit dem Gegenüber achtsam zu gestalten. Hierzu gehört es aktiv zuzuhören, unterschiedliche Sichtweisen zu akzeptieren und in Ich-Botschaften zu kommunizieren.
Die Wirkung eines solch achtsamen Umgangs: Das Gegenüber fühlt sich ernst genommen und wertgeschätzt. Auch wenn er oder sie am Ende nicht bekommt, was er oder sie wollte.
Achtsamkeit ohne ständiges Abschweifen der Gedanken, geistige Einordnungen oder permanenten inneren Widerspruch geschieht nicht von selbst, sondern ist Ergebnis von bewusster Entscheidung bzw. vielen bewussten Entscheidungen und Übung. Es lohnt sich.
Unterstützung bei mehr Achtsamkeit im Job?
Achtsamkeit für Teams
Ihr als Team wünscht euch mehr Achtsamkeit in eurem Berufsalltag? Dann meldet euch gerne. Ich unterstütze euch mit individuellen Workshop-Formaten.
Achtsamkeit für Führungskräfte
Du bist Führungskraft, möchtest deine Führungsrolle reflektieren und wünscht dir mehr Kompetenzen im Bereich mindful leadership. Dann melde dich doch gerne für ein individuelles Coaching. Sprich deinen Arbeitgeber doch aktiv darauf an, ob er eine entsprechende Maßnahme finanziell unterstützt.
Stressminimierung und Selbstfürsorge im Job
Dein Arbeitgeber ist noch nicht so weit aber du wünscht dir mehr Achtsamkeit in deinem beruflichen Alltag? Kein Problem. Dann melde dich bei mir und wir arbeiten in einem individuellen Coaching an mehr Selbstfürsorge und Stressminimierung. Vielleicht unterstützt dich dein Arbeitgeber oder deine Arbeitgeberin auch finanziell?
Melde dich zu einem kostenfreien und unverbindlichen Coaching-Erstgespräch an und wir sprechen über deine Möglichkeiten.
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Disclaimer
Coaching ist kein Ersatz für eine Diagnose oder Behandlung durch Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen oder Heilpraktiker*innen. Coaching ist keine Therapie und ersetzt diese auch nicht. Weder eine Diagnose noch eine Behandlung, eine Therapie oder ein Heilungsversprechen erfolgt im Rahmen des Coachings.
Als mein*e Klient*in oder Leser*in bist Du selbst in vollem Umfang für Deine Handlungen, Maßnahmen, körperliche und psychische Gesundheit verantwortlich.